Andernach - Der Tourismus in der Bäckerjungenstadt entwickelt sich nach Einschätzung von Tourismuschefin Kristina Neitzert recht gut. Damit setzt sich der positive Trend der vergangenen Jahre fort. Der Geysir und die Essbare Stadt dienen nach wie vor als Zugpferde. Das essbare Grün ist mittlerweile für die Stadt zum unbezahlbaren Werbeträger geworden. Wenn die Gäste erst einmal in Andernach sind, dienen verschiedene Stadtführungen als wesentlicher Pfeiler des touristischen Angebots in der Stadt.
Von unserer Redakteurin Katrin Franzen
Viele der Besucher kommen aus der Region und Rheinland-Pfalz sowie Nordrhein-Westfalen. Unter den ausländischen Gästen stammen die meisten aus den Niederlanden und Belgien. Die meisten sind Tages- oder Kurzreisegäste. Für die Andernacher Touristiker gibt es auch in diesem Jahr wieder einiges zu tun.
Wie ist das Jahr 2013 touristisch gelaufen?
Zusammenfassend ist das Jahr noch gut gelaufen. Wir haben im Frühjahr das schlechte Wetter stark gemerkt. Vor allem bei den Einzelgästen. Wir hatten aber das Glück, dass wir lange im Voraus Gruppenbuchungen für den Geysir und die Stadtführungen haben und wir nicht nur von Einzelgästen abhängig sind.
Hat das Hochwasser im Juni Ihnen Probleme bereitet?
Hochwasser merken wir immer bei den Kabinenschiffen. Ursprünglich hatten wir mit rund 400 Buchungen geplant, und es fielen einige weg, sodass wir bei 357 lagen. Aber das ist immer noch ein ordentliches Niveau. Der Sommer wurde dann ja noch richtig gut. Wir hatten starke Wochenenden, an denen viele Hotels ausgebucht waren, beispielsweise beim "Fest der 1000 Lichter", der Kulturnacht oder dem Michelsmarkt.
Welche Rolle spielen der Wander- und Radtourismus für Andernach?
Gerade dieser Bereich hat in Rheinland-Pfalz an Bedeutung gewonnen, und es wird viel dafür getan. Das merken wir hier auch. Die Traumpfade werden vom Kreis deutschlandweit vermarktet, was für uns super ist. Auch der Rhein-steig und der Rheinburgenweg haben einen Namen. Zudem ist der Rheinradweg bei Radlern äußerst beliebt. Andernach wird da oft als Etappenziel genutzt.
In welchem Bereich könnte für Andernach noch mehr laufen?
In jedem Bereich ist immer mehr möglich. Die Stadtführungen haben sich stetig gesteigert. Auch da ist aber noch mehr drin. Auch an den Übernachtungszahlen können wir arbeiten. Vieles liegt im Bereich der Tagesgäste. Unsere Herausforderung ist, dass diese zum Übernachten bleiben. Da wären noch mehr Angebote im oberen und unteren Preissegment wünschenswert. Aber da tut sich ja etwas, zum Beispiel am Marktplatz wird ein neues Hotel eröffnet. Radler und Wanderer suchen meist so Zwei- bis Drei-Sterne-Häuser, die frisch und modern sind.
Was können Sie machen, damit Gäste länger bleiben?
Wir müssen unsere Angebote weiter vermarkten. Wir haben im vergangenen Jahr beispielsweise eine neue Übernachtungspauschale "Geysir-Geschichte-Gaumenschmaus" eingeführt. Dazu gehören der Besuch des Geysir, des Stadtmuseums, eine Stadtführung, ein Drei-Gänge-Menü und eine Übernachtung. Die Pauschale braucht aber noch ein bisschen Zeit, um sich zu etablieren. Unser Klassiker, die Tagespauschale "Stadt und Geysir", läuft sehr gut. Die wird oft von Gruppen gebucht: Stadtführung, Mittagessen, Geysirbesuch. Das ist auch für die Gastronomie ein gutes Paket. Neben unserem Einsatz benötigen wir aber anderseits auch die Unterstützung der Betriebe: Gute Qualität kann man in jedem Segment anbieten, eine gute Ausstattung ebenfalls.
Wie wirbt Andernach.net für die Stadt?
Wir werben über unsere touristischen Partner wie Romantischer Rhein und die Rheinland-Pfalz-Tourismus GmbH. Wir machen aber auch bei individuellen Aktionen wie dem Auslandsmarketing des Rheinland-Pfalz-Tourismus mit. Natürlich schalten wir auch Anzeigen über die Region hinaus, siond auf dem Rheinland-Pfalz-Tag oder jetzt bei der Grünen Woche präsent.
Welche Rolle spielt die Essbare Stadt mittlerweile?
Man merkt, dass Andernach durch die Essbare Stadt einen großen Schub im Bekanntheitsgrad bekommen hat. In jeder Stadtführungsgruppe ist mindestens ein Teilnehmer, der davon erzählt, neulich etwas über das Projekt in Andernach gelesen zu haben.
Ist das brach liegende Weissheimergelände ein Problem für den Tourismus?
Wir würden uns natürlich freuen, wenn das nutzbar wird. Aber Touristen stören sich nicht daran und finden eher spannend, was das für Ausgrabungen sind.
Wie viel Geld steckt Andernach.net im Jahr in den Tourismus?
Das kann ich so genau nicht auseinanderrechnen. Fest steht: Alles, was wir machen, ob Infrastruktur oder Marketing, wird aus städtischen Geldern finanziert. Wir erheben ja keinen Fremdenverkehrsbeitrag. Ich denke, unsere Investitionen lohnen sich.
Was versprechen Sie sich von der Grünen Woche?
Da versprechen wir uns viel von, weil wir uns dort in einem anderen Rahmen präsentieren. Natürlich sind wir auch auf Tourismusmessen. Aber diese Messe ist eine besucherstarke Messe. Wir präsentieren uns ja mit einer nachgebauten essbaren Stadt. Die Leute fühlen sich wohl, picknicken dort. Mit so einem Auftritt macht man auf sich aufmerksam, und die Leute nehmen etwas mit. Hoffentlich haben sie den Wunsch, uns auch am Rhein zu besuchen.
Welche Projekte stehen 2014 an?
Wir sind bei den Wanderwegen dran, die Beschilderung auf dem Krahnenberg abzuschließen und auch die Routen in Eich voranzubringen. Zudem sind wir mit der Rhein-Mosel-Eifel-Touristik im Gespräch. Die wollen Radrundtouren ausweisen. Andernach und die Verbandsgemeinde Weißenthurm wollen gemeinsam eine Tour angehen. Weiterhin investieren wir in die Qualität. Die Tourist-Info nimmt am Programm "Servicequalität Deutschland" teil. Wir setzen uns als Team mit Qualität im Service auseinander. Dazu gehören auch Gäste- und Partnerbefragungen, dass wir beispielsweise bei Stadtführern, Gastronomen und Hoteliers fragen, was die sich wünschen. Da wollen wir nach drei Jahren in die zweite Stufe.