Um 6.45 Uhr dämmert der Viehmarktplatz still vor sich hin. Es ist stockdunkel, lediglich drei Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Veterinär Dr. Rudolf Schneider samt Assistentin sind schon im Einsatz. Der traditionelle Schafmarkt steht an. Doch von Schafen noch keine Spur. Händler, die bereits tags zuvor auf dem Pferdemarkt ihre Waren angeboten und die Nacht im Wohnmobil oder Anhänger verbracht haben, kommen langsam in die Gänge.
Zwei Stunden später ist der Platz unter der milden Herbstsonne hell erleuchtet, und immer mehr Besucher betreten den Markt. Der Duft frisch brutzelnder Bratwürste verlockt zu einem deftigen Frühstück. Rainer Wulff geht derweil von Gatter zu Gatter und schaut auf die ersten Zuchtschafe sieben verschiedener Rassen. Er ist Zuchtleiter und wurde von der Landwirtschaftskammer zu diesem Ereignis abgeordnet.
Alle Beteiligten scheinen erwartungsfroh gestimmt. Nach und nach treffen die gemeldeten Herdbuchzüchter ein, füllen sich auch die letzten Gatter mit ihren geliebten Schafen. Klaus Engels aus Anschau zum Beispiel ist leidenschaftlicher Herdbuchzüchter im Nebenerwerb. Als Bundeswehrangehöriger befindet er sich in der Freistellungsphase. Er berichtet von dem Spaß, den er mit seinen Tieren hat, sowie von Auktionen in Thüringen und in Hessen, wo er seine Zuchterfolge vermarktet hat. Leo Schäfer aus Bad Neuenahr-Ahrweiler züchtet Bentheimer und Heidschnucken - die schönsten hat er mitgebracht. Seit Mitte der 90er-Jahre nimmt er am Schafmarkt teil.
In einem Zelt sitzen Ursula Mürenberg aus Wollscheid und Christiane Schmitz aus Schelborn: Aus Schafswolle drehen sie mit dem Spinnrad Wollfäden und zeigen, welches Geschick und welcher Mühe es früher bedurfte, Fäden zu gewinnen, aus denen später Stoffe gewebt wurden.
Alle auf dem Markt gezeigten Schafe haben einen dokumentierten Stammbaum. Diese Papiere, der Körperbau, die Wolle und der Gang der Tiere werden begutachtet, bewertet und prämiert. Die Rassen tragen markante Namen wie Grau Gehörnte Heidschnucke oder Rauwolliges Pommersches Landschaf. Die Jury bilden Rainer Wulff und Klaus Knobloch von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz.
Das Ergebnis der Herdbuch-Prämierung lautet: Klaus Engels (Anschau) bei den Coburger Fuchsschafen (männlich und weiblich); Marika Gieger (Albersweiler) bei den männlichen und Franz-Josef Rölle (Börrstadt) bei den weiblichen Grauen Gehörnten Heidschnucken; Peter Schmitz (Walsdorf) bei den männlichen und weiblichen Rauwolligen Pommerschen Landschafen.
Axel Holz