Die Arbeiten geschehen auch in Gärten von Privatleuten. Melanie Titz ist eine der Betroffenen, deren Haus eventuell über einem Hohlraum steht. Hier, nahe der Lavakeller, lebt sie mit ihrem Mann und zwei Kindern. Vor einem Monat wurden bereits zwei Löcher in ihren Garten gebohrt. Jetzt gingen die Untersuchungen weiter.
Es ist Dienstagmorgen, als zwei Arbeiter der Deutschen Montan Technologie (DMT) aus Essen den Garten von Melanie Titz einnehmen. Sie wollen den Untergrund auf Hohlräume untersuchen. Barbara Bock vom Landesamt für Geologie und Bergbau ist mit dabei und erklärt: "Wir sind hier in gut 12 bis 13 Metern Tiefe bereits auf einen Hohlraum gestoßen." Nun hoffen die Geologen, die Größe des Kellers herauszufinden. Dazu wird eine moderne 3-D-Messmethode eingesetzt. Martin Weber von der DMT sagt: "Es handelt sich um einen Scanner mit Lasermessung."
Die Männer stecken das Gerät in ein vorgebohrtes Loch. Zur Sicherheit ist das Gerät mit einem zehn Zentimeter dicken Rohr umgeben. Der Laser ist mit einer Kamera ausgestattet, um Hindernisse zu erkennen. Das Gerät wird in Meterschritten hinabgeführt. Der Scanner dreht und kippt automatisch, um den Raum dreidimensional zu erfassen. Das Ergebnis ist ein zunächst konfuses Bild auf dem Laptop. Einzelne Punkte geben millimetergenaue Messungen an. Fachmann Martin Weber erzählt: "Die Punkte werden in den kommenden Tagen zu Flächen verbunden." Das Ergebnis wird eine dreidimensionale Ansicht des Hohlraums sein, die fast wie ein echtes Bild wirkt, meint Harald Ehses, Direktor des Landesamtes. Bei dem Einsatz im Garten zeichnet sich ab, dass ein rund 10 bis 20 Meter breiter Hohlraum vorhanden ist.
Die Bohrungen und Messungen sind Teil eines auf fünf Jahre angelegten Projektes: Dieses hat im Jahr 2012 begonnen und wird vom Landesamt für Geologie und Bergbau betreut. Ziel ist es, die Hohlräume zu finden, sie zu vermessen und zu kartieren. Dabei wird auch deren Risiko eingestuft. Die begehbaren Teile der Lavakeller werden auf ihre Stabilität untersucht. Neue und unzugängliche Höhlen werden von oben erforscht. Direktor Harald Ehses schaut sich im Garten von Melanie Titz um und betont: "Unser erster Schwerpunkt sind die Häuser."
Acht Bohrungen hat das Amt in der Nähe von bewohntem Gebiet bereits gemacht. Fünfmal ist es auf Hohlräume gestoßen. Nach ersten Vermutungen ergeben sich daraus zwei große Keller unterhalb eines Neubaugebiets. Bereits 2012 waren die Bohrungen erfolgreich. Fünf neue Höhlen konnten gefunden werden. Die Geologen bohren dabei nicht zufällig ins Blaue hinein. Ehses stellt klar: "Wir gehen natürlich nur in Verdachtsgebiete." Im Vorfeld sichten die Wissenschaftler alte Unterlagen und analysieren Luftbilder, um ehemalige Untertagesabbaugebiete zu finden.
Der Direktor des Landesamts betont: "Das Ziel ist eine Risikoabschätzung für die Stadt Mendig und die betroffenen Einwohner." Das Land unterstützt die Erkundungsbohrungen mit 1,4 Millionen Euro. Nötige Sanierungsarbeiten sind darin nicht enthalten. Melanie Titz verfolgt interessiert, was in ihrem Garten vor sich geht. Sie gesteht: "Mir ist schon ein wenig mulmig zumute." Dennoch will sie wissen, was Sache ist. Die Geologen vermuten, dass ihr Haus von Hohlraum umgeben ist, aber zu zwei Drittel auf einer Basaltsäule steht. Würde die Höhle einsacken, wäre das Haus vermutlich dennoch sicher. Klarheit über die Ausdehnung kann nur das 3-D-Bild bringen. Kommende Woche wird es ausgewertet sein. Die Arbeiten in Mendig wurden nun für dieses Jahr abgeschlossen. In den kommenden drei Jahren werden Ehses und sein Team Mendig weiter erkunden, um gefährliche Einbrüche zu verhindern. Mendig hat für die Geologen einen besonderen Reiz: "Es ist keine Standardarbeit, sondern etwas Besonderes", erklärt der Wissenschaftler.
Patrick Grosse